Ein neues Leben Können diese Augen lügen? Vincent      

Du hattest unrecht, das niemand einen beachtet. Jemand kommt zu dir und fragt ob alles in Ordnung ist.
Was?
"Idiot, sehe ich so aus?"
"Allerdings nicht, nein. Sie bluten." Der Frager ist jedenfalls nicht so schüchtern, wie Max.
"Da war ein Schwarzer, er hat ... um sich geschossen."
Langsam ließ der Schock nach, es begann weh zu tun.
Der Blick aus den braunen Augen wurde ein wenig grimmiger. "Sie müssen in ein Krankenhaus. Kommen Sie, wenn wir an der nächsten Haltestelle aussteigen kann ich sie zu einem bringen, da ist eines in
der Nähe."
Da sorgte sich jemand um einen wildfremden Menschen.
"Ich brauche nur ein paar Aspirin ..." kam es fast reflexartig.
Ein verdutzter Gesichtsausdruck, dann ein helles, aber sehr kurzes Lachen. "Ja, klar. Die bekommen wir im Krankenhaus. Los, wir müssen raus." Sein Arm wurde angehoben und über die Schultern des anderen gelegt. Vorsichtig hob er Vincent an, den freien Arm um seine Hüfte.
Er folgte. So würde er nicht mehr lange durchhalten.
"Wer sind sie?"
Informationen waren Macht.
Er musste etwas unternehmen.
Wenn auch jünger als er selbst war der andere nicht schwach, konnte ihn einigermaßen auf den Beinen halten, als er ihn aus der Bahn bugsierte und dann über den Bahnsteig zu der Treppe hin.
"Ihr Schutzengel", flachste der andere, konzentrierte sich aufs schleppen.
Sehr witziger Typ... "Haben sie auch einen Namen?"; fragte er.
Himmel, tat die Wunde in der Brust weh.
Was legte der so einen großen Wert darauf, wie er hieß? "Gabe."
Es ging die Treppe herunter.
"Gabe... Hören sie, Gabe..." Er knickte ein.
"Fuck", kam es leise über die Lippen des anderen, als das Gewicht an seiner Seite mit einem Mal erheblich mehr wurde - aber er fing ihn auf, zog ihn wieder ein Stück hoch. "Sh, kommen sie, es ist nicht mehr weit."
Er sortierte die Beine wieder unter sich, stakste neben ihm her.
Gabriel biss die Zähne ein wneig zusammen, trug ihn, schob ihn weiter. Es waren nur noch ein paar Meter, der Sänitätswagenausgang lag direkt um die Ecke.
Man hörte schon die Geräusche der großen Wagen.
"Hier... HEY! Ich brauche eine Trage!!", rief der Mann an seiner Seite laut.
"Okay ..."; murmelte er. "Danke.."
Was für ein beschissener Abend, was für eine Nacht...
Anscheinend hörte der andere ihm eben nicht zu. Etwas wurde zurückgerufen und kurze Zeit später ratterten die für Asphalt ungeeigneten Räderchen auf sie zu.
Erstaunlicherweise bückte Gabe sich einfach und hob ihn von seinen Füßen, legte ihn auf die Bahre.
Gott, was musste das für ein Klotz sein. Er selbst war nicht groß, nicht schwer - aber so leicht...
Er erklärte den angelaufenen Sanitätern, in Fachsprache, was für Verletzungen er vermutlich hatte.
Er hörte seltsam unbeteiligt zu und analysierte, wie lange es wohl dauern würde, bis er wieder funktionierte.
"Hey... nicht einschlafen...", meinte Gabe und schubste ihn ein wenig. "Blutgruppe? Moment..." Er suchte nach Vincents Portemonaie.
Vielleicht war da ja ein Blutspendeausweis drin.
Jemand presste ihm etwas auf seine Wunden. Es wurde mehr gesprochen, aber es war zu viel auf einmal, irgendwie, um es zu verstehen. Alles verschwamm langsam.
In seiner Brieftasche fanden sich Papiere, auch eine Krankenkarte.
Sie lauteten auf Peter V. Gordon.
Sie waren makellos, diese Papiere.
Und es gab einen Blutgruppenvermerk.
Er schloss die Augen.
Man nahm ihm die Brieftasche ab, aber er bekam eh nicht mehr viel mit. Nicht mal mehr, wie man ihm eine Nadel in den Arm stach, damit er nicht vollends verblutete...
Stunden vergingen.
In denen er nicht wach war.
In denen Leute um sein Leben kämpften.
Und gewannen.
Fremde...
Die sich um ihn kümmerten.