AZ 20050331. Bender, BS 07/31


Friedel kichert, nachdem er zwei Anläufe gebraucht hat, um den Stecker in den Verstärker zu schieben.
"Wenn du so bumst wie du stöpselst", witzelt Kid, "kriegst du ihn nie rein..."
"Sonst", beschwert sich Friedel, "besaufen wir uns ja auch nach einem Auftritt, nicht davor. Das hilft."
Nun kichern wir alle. Die Feier am letzten Abend, oder besser, der Teil, der dieser Morgen war, hat uns alle mitgenommen.
"Ich hab soviel geladen gehabt", meint Marteen, "dass ich neben dem Bett gepennt habe... Aber ich war der festen Überzeugung, ich hätte mich noch richtig hingelegt."
Selbst das lässt uns lachen.
"Wir haben nen Plattenvertrag!", jubelt Friedel und gibt Marteen einen Knuff in den Oberarm.
"Sieht so aus ... sieht so aus..."; meint der, aber er grinst dabei, als wollten seine Ohrläppchen und die Mundwinkel Hochzeit halten.

"Gipsy, du sagst ja gar nichts!", stellt Friedel fest, nachdem das Equipment aufgebaut ist.
"Vermutlich hat unser kleiner Gott so einen Kater, dass er nicht sprechen kann", lacht Marteen.
Kid lacht nicht mit ihm und Friedel mit. Sie sieht mich nur an, so eindringlich, dass ich sie anlächele, nur um sie zu beruhigen. Ihre Aufmerksamkeit tut gut.
"Alles in Ordnung", meine ich dann zu ihr. "Ich hab nur den Kopf voll."
"Hoffentlich kannst du dich gleich auf den Auftritt konzentrieren..."
"Hey, ich kann die Lieder im Schlaf!", protestiere ich. Aber sie hat recht. Auch wenn ich die Lieder geschrieben habe, sollte ich es nicht zu leicht nehmen. Denn hier im Empire ist irgendwie unsere Heimat. Die Leute hier waren die Ersten, die unsere Musik gehört haben, die uns Unterstützung gegeben haben. Unsere irgendwie regelmäßigen Auftritte hier haben so etwas wie .. Kultstatus.

Kult.
Ein Wort, das arg strapaziert wird dieser Tage. Aber hier stimmt es. Wenn wir nachher spielen, wird es brechend voll sein. Daniel wird auch da sein. Er will zusehen, sich ein Bild machen. Er hat Großes vor, sagt er. Er will mit uns nächste Woche ins Studio gehen und eine EP aufnehmen, vorab sozuagen. Denn dann will er uns einen Auftritt auf dem WGT verschaffen. Irgendwann am Tag, irgendwo auf einer abgelegenen Bühne, aber ... hey, wie cool klingt das?

Es scheint, dass alle Träume wahr werden, nur ich kann es nicht glauben. Je besser seine Angebote klingen, desto kälter wird das Gefühl in meinem Bauch.


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